Draußen ist aktuell alles weiß, friedlich und still. Bei mir auf Arbeit und in mir drin ist schon nach wenigen Tagen das genaue Gegenteil eingetreten. Wiedermal muss alles sofort und auf der Stelle geschehen. Kein Platz für Fehler oder Pausen. Ich habe das ganze Wochenende nur gerödelt und hatte kaum Zeit mal durchzuatmen. So viel musste organisiert und fertiggestellt werden, dass ich manchmal sogar dachte „ach, schmeiß einfach alles hin.“ Nächste Woche ist die Fashion Week, welche auch alles andere als entspannt wird. Man denkt ja jetzt schon darüber nach, ob man die richtigen Outfits hat und welche davon passen bzw. ob etwas fehlt. Wann kann ich noch was besorgen, falls es noch nicht perfekt ist. Nebenher noch arbeiten, weiterbilden und schreiben. Puhhh!
Alles um uns herum dreht sich immer schneller und keiner fragt, ob wir eigentlich noch mitkommen. Immer getreu der Devise: Wer sich nicht bewegt, hat verloren und bleibt zurück. Wir leben im Hier und Jetzt und am Besten gleich schon im Morgen. Geschehen muss alles sofort und wenn’s geht, bitte doch schon gestern. Das „Einzeltasking“ haben viele von uns leider schon verloren bzw. vergessen. Essen ohne Zeitung lesen ist verschwendete Zeit und beim Telefonieren soll die Arbeit bitte nicht stillstehen – schließlich hab ich noch mehr To Do’s auf der Uhr. Anstatt zu genießen und mal zur Ruhe zu kommen, gehen wir einkaufen, treffen uns mit Freunden, chatten, surfen und lenken uns mit allem ab, was uns zur Verfügung steht. Der Konsum ist unsere neue Befriedigung und das Smartphone der beste Freund. Ablenkung pur! Wo bleibt der Genuss und die Gelassenheit zu sagen: „Jetzt bin ich dran? Heute nicht! Nein, danke!“ Nur wenigen Menschen ist es heutzutage noch möglich dem Drang nach Schnelligkeit entgegen zu wirken und ich gehöre leider irgendwie nicht dazu.
Aber tatsächlich kann jeder Stille erfahren und dies auf seine ganz eigene Art und Weise. Mein liebster Ort ist tatsächlich in diesem Fall mein Bett. Mit meiner Lieblingsbettwäsche am besten ganz frisch gewaschen und aufgezogen, kann ich meine Kräfte am besten sammeln und vor allem zur Ruhe kommen. Das ist mein ganz persönlicher Erholungsort, wo niemand was von mir verlangen oder irgendwelche Erwartungen stellen darf. Ich liebe es zu schlafen und tue das auch so oft ich kann. Mein Freund hat mal errechnet, da ich morgens meist 1-2 Stunden länger schlafe als er und sogar meist auch eine Stunde früher als er schlafen gehe, er schon knappe 10 Monate mehr „erlebt“ hat als ich. Oder man könnte auch sagen, ich habe im Vergleich zu ihm 1o Monate verpennt! Wahnsinn oder?!
Ich möchte mit der folgenden kleinen Geschichte einen Anstoß zum Entspannen geben und zum Träumen einladen. Ich habe sie zu meiner Studienzeit im Netz gefunden, umgeschrieben, bebildert und daraus ein kleines Büchlein binden lassen. Genießt es und vor allem, lasst euch ein bisschen Zeit dafür und versinkt vielleicht darin …
„Der Sonntag. Ein traditioneller Tag der Ruhe. Ein Tag zum Entspannen und Nachdenken. Sonntags haben wir Zeit für Dinge dieser Art, weil Sonntags die Geschäfte zu sind und uns niemand etwas verkaufen will. Ich beschließe in die Stadt zu gehen und einen kleinen Spaziergang zu machen. Mir etwas Gutes zu tun, weil die restlichen sechs Tage der Woche größtenteils aus einem „Muss“ bestehen.
Menschenmassen schieben sich durch Straßen. Viele von ihnen sind Touristen. Überall begegnen mir bewegende laute Plakate, schrille Farben und tosende Bilder, die meine Sinne zum Kochen bringen. Meine Augen und Ohren finden keine Ruhe, sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Ideen und Geschichten.
Inmitten der Großstadt gelange ich an einen ruhigen Ort. Eine knarrende Tür gibt mir zu verstehen innezuhalten und mich auf den Moment einzulassen. Keine Hinweise, nur Stühle in einem kleinen Raum. Sonst nichts. Nach kurzem Zögern trete ich ein und setze mich.
Als ich mich sortiert habe, angekommen bin und tief durchgeatmet habe, bricht die Stille über mich herein. Sie dröhnt in meine Ohren und bricht in großen Wellen an den Mauern. Meine Augen suchen die Wände nach Schriften und Bildern ab, um mit mir in Kontakt zu treten. Ich werde unruhig, suche nach einem Dialog, nach jemandem der mich auffängt. Es ist niemand da. Der Raum scheint kleiner zu werden. Mein Herz rast. Unruhe macht sich breit. Es scheint, als wolle mich die Stille verschlingen, mich zermürben. Mein Atem wird lauter als das Schweigen.
Stille
Stille. Etwas anscheinend Unbekanntes. Etwas Außergewöhnliches. Etwas, dass auf meinem Weg anscheinend verloren gegangen ist. Die Welt da draußen hat einen Klangkörper aus mir gemacht, der nicht mehr still halten kann.
Das Tosen wird leiser. Ein angenehmes Gefühl überkommt mich. Mein Körper scheint zu reagieren und fängt an, sich mit mir in einen Dialog zu begeben. Meine Trommelfelle werden antriebslos. Sie haben nach langer Zeit mal wieder die Möglichkeit, die Trommeln hängen zu lassen und sich nicht mit dem Dauermüll von Geräuschen und Lärm auseinander setzen zu müssen.
Es folgt ein wohliges Gefühl. Ich spüre die Kälte des Novembers. Ein Kribbeln fährt durch meinen Körper, meine Zehen und Fingerspitzen. Es wird Ruhe.
Meine Gedanken werden wirr und verstreuen sich in jedem kleinen Hintertürchen meines Kopfes. Es ist, als hätte jemand eine Schneekugel geschüttelt und meine Gedanken werden zu Schneeflocken. Ich lasse sie treiben, bis sie langsam anfangen sich zu legen und auf den Grund fallen.
Nach scheinbar unendlichen Minuten und vielen unsortierten Gedanken, wird es Zeit zu gehen. Ich wurde zum Schweigen gebracht und bin wieder in der Lage mich und meine Umwelt in Bewegung zu setzen. Ich habe Kraft geschöpft, mich selbst gehört und verstanden. Ich gehe hinaus und dort tobt das Leben wieder in vollen Zügen. Noch etwas benommen und trotzdem entspannt, kommt es mir vor wie eine Ewigkeit des Stillstands. Es scheint, als hätte sich die Welt einen Moment lang nicht weitergedreht.
Beim Heraustreten höre ich wie mein Herz mir leise anvertraut, dass es ihm sehr gut getan hat und es ruhig so weitergehen kann.
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber nach wie vor, immer wenn ich diesen Text lese, überkommt mich ein warmes Gefühl, welches mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubert. Wie gefällt es euch? Lasst mich doch wissen, was ihr über die heutige Schnelllebigkeit denkt und wo bzw. wie ihr eure persönlichen stillen Moment erlebt.
PS: Wenn euch die Illus gefallen, könnt ihr sie hier als Free Wallpaper herunterladen.
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