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Einsam und verlassen am Alexanderplatz

Die schönste Hunde-Rettungsaktion meines Lebens und meine ganz persönliche Rückbesinnung auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben!

Ich muss diese Geschichte einfach mit euch teilen, weil sie so unglaublich schön und gleichzeitig auch so wahnsinnig traurig war. Die Geschichte von Derby und mir! Ich bin letzte Woche Donnerstag von der Arbeit nach Hause gefahren – mit den Öffis und mein Weg führt mich immer über den Alexanderplatz. Hier kam ich von der S-Bahn herunter und sah inmitten des Bahnhofs, unter einer Treppe, einen kleinen Hund sitzen, der verzweifelt nach etwas suchte.

Das Schwänzchen war zwischen seinen Beinen eingeklemmt und sein Blick war unruhig und suchend. Um ihn rum ca. 3-4 Leute, die versuchten auf ihn einzureden, ihm Wasser anboten und helfen wollten. Die kleine Hundedame war jedoch verständlicherweise völlig überfordert und viel zu ängstlich, sich überhaupt auf irgendwas einzulassen und tippelte kurz danach raus in die Kälte. Ein junger Mann, den ich zuvor auch gefragt hatte, zu wem der Hund gehöre, folgte ihr. Ich hinterher! Als Hundemami bewegte mich diese Situation sehr und ich konnte nicht weitergehen – ich mischte mich ein und bat dem jungen Mann meine Hilfe an. Er war vorher wohl schon ca. eine Stunde hinter der kleinen Dame hergelaufen, um zu schauen wo sie hingehörte oder ob jemand sie vielleicht suchte. Leider vergebens. Es war einer der Tage, der doch schon sehr kalt war und die kleine Maus irrte nach Aussagen schon ca. 2,5 Stunden allein auf dem Bahnhof hin und her und musste einfach nur durchgefroren sein. Sie zitterte am ganzen Leib und war nur noch ein großes Häufchen einsames Elend.

Wir mussten handeln – also entschlossen wir uns, sie irgendwie an die Leine zubekommen und vom Alex wegzubringen – Hauptsache irgendwohin, wo es warm und ruhig war. Wir tasteten uns von zwei Seiten ganz langsam und vorsichtig an sie ran. Sie hatte sich zwischen zwei Fahrradständern verkrochen, so dass wir sie „einkesseln“ konnten. Mit viel Geduld, Ruhe und ein bisschen Neugier sowie Vertrauen ihrerseits, schafften wir es dann, sie an meinen Taschengurt einzuklinken. Das war tatsächlich die schwierigste Hürde. Jetzt musste die Entscheidung getroffen werden, wer sie mitnimmt. Er hatte eine Katze und einen Hund zu Hause – ich nur einen Hund. Damit war die Entscheidung klar – ich nehme sie mit! Gesagt, getan! Ich habe meinen Freund angerufen und ihn gebeten, uns mit dem Auto abzuholen, weil ich es der Hundedame nicht antun wollte, mit ihr noch weiter Bahn zu fahren und sie damit noch mehr Reizen auszusetzen! Als sie völlig selbstverständlich ins Auto rein hüpfte, konnte ich das starke Gefühl der Erleichterung bei ihr spüren. Auch ich war erleichtert! Sie legte sich sofort unten in den Fußraum, kuschelte sich in die Decke und schlief ein! Ich machte derweil ein paar Anrufe und erfuhr, dass wir als erstes zur Polizei mussten – eine Anzeige aufgeben. Also auf zum Präsidium. Obwohl hier so gar nichts los war, zog sich dieser Vorgang wie Kaugummi! Endlich den Bescheid in der Tasche, sind wir zur Tierklinik gefahren, in der Hoffnung, dass der kleine Drops einen Chip hat, den man auslesen konnte. Leider nein! Keine Adresse, keine Information… kein Glück.

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Also erst mal auf nach Hause und ins Warme! Leicht irritiert und unsicher betrat Derby unsere Wohnung. Maya machte es ihr auch nur bedingt leichter – es war halt ihr Zuhause, was sie nicht so wirklich teilen wollte. Ich habe deshalb mit Derby in unserem Gästezimmer geschlafen – getrennt von den andern beiden. Ich glaube Derby und ich hatten ähnliche Gedanken in dieser Nacht. Wie geht es weiter? Was machen wir hier? Tut sie mir was, wenn ich die Augen zu mache? Meine Gedanken fuhren Achterbahn und ich konnte kaum schlafen in dieser Nacht. Mein Herz pochte so unglaublich laut, dass Derby nicht weiter in meiner Nähe sein konnte und beschloss sich in ihr eigenes Körbchen auf dem Boden zu kuscheln.
Am nächsten Tag war es dann soweit – Facebook hat uns geholfen Derbys Eltern wiederzufinden. Gegen fünf an diesem Tag kamen sie zu uns und holten die kleine Hundedame strahlend und mit Tränen in den Augen von uns ab! Dieser Moment der Zusammenkunft war unvergesslich schön! Ich konnte so sehr mitfühlen und war auch den Tränen nahe!

Derbys Eltern erzählten uns, dass sie sich in Weißensee gestritten hatten und die kleine Hundedame sehr sensibel auf Emotionen reagierte. Es wurde ihr wohl zu viel und sie ließ sich zurück fallen bis sie Herrchen und Frauchen aus den Augen verloren hatte. Sie stieg kurzerhand in die Straßenbahn … und endete am Alex – bei uns! Gott sei Dank!

Liebe kleine Derby, ich werde dich sehr vermissen und danke dir für diese wunderbare Erfahrung! In solch besonderen Momenten besinnt man sich wieder auf die wichtigen Dinge im Leben – die Verletzlichkeit eines jeden Lebewesens, die Hilfsbereitschaft untereinander, die das Leben so viel leichter und schöner machen kann. Dass man auf seine liebsten Schätze aufpassen und sie in höchsten Maße wertschätzen sollte!

Hattet ihr auch schon mal so eine Situation? Bitte teilt sie mit mir. Ich freu mich auf eure Kommentare!

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